Eine Renaissance für den M&A Markt

Weiterhin hohes Konsolidierungspotenzial

Die Anbieterstruktur im Markt für Personaldienstleistungen zeigt sich weiterhin stark fragmentiert, so vereinen die Top 10 in Deutschland gerade einmal 31% des Marktes auf sich. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl mittelfristig auf 40% ansteigt und sich der deutsche Markt somit den internationalen Zahlen anpasst.

Insgesamt agieren ca. 7.000 Unternehmen mit über 11.000 Niederlassungen am deutschen Markt. Der anhaltend hohe Konsolidierungsdruck, die positiven Konjunkturprognosen sowie die Anzahl der abgeschlossene Transaktionen deuten auf einen deutlichen Anstieg der Transaktionsaktivität im Jahr 2015/16 im Vergleich zu den Vorjahren hin.

Aus M&A-Sicht sollte Deutschland deshalb langfristig ein wichtiger und attraktiver Markt sein, gerade auch für die europäische und weltweite Zeitarbeitsbranche. Zwar sind die meisten internationalen Top-Player schon in Deutschland vertreten, aber neben den Branchenriesen etablieren sich neue Anbieter, die durch Wachstum und Internationalisierung zu den Top-Anbietern aufschließen möchten.

Das günstige Finanzierungsumfeld und die hohe Nachfrage nach attraktiven Übernahmezielen steigert das Käuferinteresse, so dass für gut positionierte und rentable Personaldienstleister in Deutschland wieder sehr gute Unternehmensbewertungen (= Kaufpreise) realisiert werden können.

Fachkräftemangel

Aufgrund der konjunkturellen Entwicklung ist, insbesondere mit einer zunehmenden Personalnachfrage aus dem produzierenden Gewerbe, zu rechnen. Zugleich besteht aufgrund des zunehmenden Flexibilisierungs- und Kostendrucks eine steigende Nachfrage aus dem Gesundheits- und Sozialwesen. Beide Sektoren zeichnen sich durch einen akuten Mangel an qualifizierten Fachkräften aus. Das höchste Wachstumspotenzial ist aber sicherlich in der Überlassung und Vermittlung von gut qualifiziertem Personal zu sehen. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Fachkräftemangels sind damit die (internationalen) Rekrutierungsmaßnahmen und Prozesse zur Gewinnung der Fachkräfte sowie die Aus- und Weiterbildung zur Erfüllung der geforderten Qualifikationsniveaus erfolgskritische Herausforderungen für die Personaldienstleister, um dem Mangel entgegenzuwirken. Dass sich die Fokussierung auf Fachkräfte auszahlt, zeigt deutlich die Entwicklung des auf Fach- und Führungskräfte in den Bereichen Controlling, Office, Banking und IT-Services spezialisierten Personaldienstleisters AmadeusFiRe, dessen Börsenwert sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht hat.

Regulierungseinschränkungen

Seit dem Jahr 2012 kommen in Deutschland branchenspezifische Zuschläge zum Tariflohn der Leiharbeitnehmer hinzu. Die Auswirkungen fallen jedoch geringer als ursprünglich erwartet aus. Die gestiegenen Personalkosten konnten zu großen Teilen an die Kunden weitergegeben werden, sodass die Margen der Personaldienstleister nicht in dem ursprünglich erwarteten Umfang reduziert wurden. Dennoch ist die Branche schlussendlich abhängig von den allgemeinen Entscheidungen der Politik.

Zeitarbeit und Private Equity

Der Markt für Personaldienstleistungen eignete sich u.a. aufgrund seiner starken Fragmentierung besonders gut für sog. Buy-and-Build Konzepte von Private Equity Investoren. Dabei sollten die Investoren ihr kaufmännisches Know-how in die gemeinsame Zusammenarbeit einbringen und die Zeitarbeit Experten können sich voll und ganz auf die Entwicklung des operativen Geschäfts konzentrieren. Somit entsteht eine Win-Win Situation für beide Seiten. Wenn die Investoren beim Einstieg dazu nicht übermäßig viel Fremdkapital eingesetzt haben und der Zeitpunkt des Exits (= Verkauf an einen Strategen) richtig gewählt wird, wirkt sich das monetär ebenfalls sehr positiv für alle Beteiligten aus.

Fazit

Der Markt für Zeitarbeit und Personaldienstleistungen in Deutschland befindet sich weiter im Wandel. Dieser wird im Wesentlichen durch die volkswirtschaftliche Gesamtentwicklung, veränderte politische Rahmenbedingungen, zunehmende Marktreife sowie durch eine hohe Transaktions-aktivität und Konsolidierung bestimmt.

Die Konsolidierungszyklen auf dem deutschen Zeitarbeits- und Personaldienstleistungsmarkt lassen sich in zeitlich abgrenzende M&A Wellen aufteilen.

Die 1. Welle ist gekennzeichnet von dem Einstieg von Finanzinvestoren in den deutschen Zeitarbeits- und Personaldienstleistungsmarkt und begann Anfang 2002 mit dem Einstieg der Beteiligungsgesellschaft 3i bei der 7S Group. Im Jahr 2004 erwarb die Beteiligungsgesellschaft Odewald & Compagnie im Rahmen eines MBO die Mehrheit der Anteile an Tuja von der US-amerikanischen AHL Services. Ebenfalls in 2004 stieg der Finanzinvestor Granville mit dem Kauf von Team BS in den Zeitarbeitsmarkt ein.

Die 2. Welle begann vor der Finanz- und Wirtschaftskrise. In 2006 übernahm Adecco die DIS AG und die Randstad Gruppe Deutschland die Unternehmen der Bindan-Gruppe mit über 90 Niederlassungen. Der Finanzinvestor Silverfleet kaufte Orizon, TimePartner wurde von Investcorp übernommen und Bayern Capital beteiligte sich an der ISU Group. Odewald machte im selben Jahr seinen Exit bei Tuja und verkaufte das Unternehmen an Equistone Partners. Equistone Partners ihrerseits verkaufte nach nur knapp über einem Jahr Haltedauer Mitte 2007 Tuja für rund 800 Mio. Euro an Adecco. Die Randstad Gruppe Deutschland übernahm für ca. 70 Mio. Euro Team BS mit 36 Niederlassungen von Granville. Ebenfalls in 2007 stieg Odewald mit dem Kauf von Tempton wieder in den Zeitarbeitsmarkt ein. Das amerikanische Unternehmen Kelly Services stärkte mit der Übernahme der access AG seine internationale Präsenz. Im Jahr 2008 übernahm Randstad den niederländischen Konzern Vedior, ein Spezialist für Fach- und Führungskräfte, und USG kaufte Allgeier und Creyf‘s.

Die Rahmenbedingungen sprechen durchaus dafür, dass wir nun die 3. M&A Welle erleben. Im Jahr 2014 beteiligte sich der Finanzinvestor Auctus zum dritten Mal an TimePartner und Tempton wurde an eine Investorengruppe verkauft. In 2015 übernahm Manpower die 7S Group von der Beteiligungsgesellschaft H.I.G und Bayern Capital verkaufte die ISU Group an den belgischen Personaldienstleister Actief Interim.

Aus M&A Sicht ist Deutschland momentan ein wichtiger und attraktiver Markt, sowohl für internationale Strategen als auch für deutsche Beteiligungsgesellschaften. Aus Verkäufersicht waren die Bedingungen lange nicht mehr so gut wie jetzt. Die Nachfrage nach attraktiven Unternehmen übersteigt das Angebot deutlich, was das Bewertungsniveau ansteigen lässt.

Wir stehen Ihnen bei Ihren individuellen Fragestellungen auch in Zukunft gerne mit unserem Zeitarbeits- und Personaldienstleistungs-Know How und unserer langjährigen M&A Erfahrung beratend zur Seite.

 

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