Gesamte Food-Prozesskette

Ausgehend von der Landwirtschaft wird die gesamte Wertschöpfungskette, inklusive der vor- und nachgelagerten Bereiche, als Agribusiness bezeichnet. Der nachgelagerte Bereich der Lebensmittel- bzw. Ernährungsindustrie umfasst dabei alle Wirtschafts-bereiche, die mit der Produktion, der Verarbeitung sowie der Weiterverarbeitung und dem Handel von Nahrungsmitteln in Verbindung stehen.

Gemäß VDOE betrug der Gesamtumsatz des fragmentierten Marktes für Agribusiness in Deutschland 2014 rund 800 Mrd. Euro. Jeder neunte Arbeitsplatz steht laut dem DBV mit dem Agribusiness in Verbindung. Insbesondere in den Teilbereichen Landtechnik, Nahrungsmittelverarbeitung sowie Convenience Food sind zunehmende Konsolidierungstendenzen zu erkennen.

Die Wertschöpfungskette des Marktes kann wie folgt dargestellt werden:

Abschnitt 1: Zu den vorgelagerten Bereichen, den Input-Industrien , gehören u. a. LandtechnikStalltechnik, Hofinnenwirtschaft, Saatzucht, Düngemittel und Tierzucht

Abschnitt 2: Zu dem Produktionsbereich gehören u. a. Ackerbau, Weinbau, Fischerei, Aquakultur  und Viehhaltung

Abschnitt 3: Der Landwirtschaft nachgelagerte Bereich bezeichnet die Erfassungs- und Großhandelsstufe mit dem Getreidehandel, Viehhandel sowie dem Obst- und Gemüsehandel

Abschnitt 4: Die erste Verarbeitungsstufe fokussiert sich auf die Nahrungsmittelverarbeitung

Abschnitt 5: Die zweite Verarbeitungsstufe befasst sich mit der Veredelung der Rohprodukte, wie z.B. der Herstellung von Convenience Food

Abschnitt 6: Sektoren des Lebensmittelhandels sind der Lebensmitteleinzelhandel, stationärer Lebensmittelgroßhandel (Cash & Carry), Exporteure und Importeure sowie  der Zustellgroßhandel

Abschnitt 7: Abgeschlossen wird die Wertschöpfungskette des Agribusiness mit dem Sektor der Lebensmittelzubereitung durch Großverbraucher, wie Systemgastronomie, Hotellerie sowie Gemeinschaftsverpflegung (Schulen, Krankenhäuser, etc.)

Landtechnik im Detail

Landtechnik bezeichnet die in der Landwirtschaft eingesetzten Geräte, wie stationäre und mobile Landmaschinen, die dazugehörige Sensorik und den Wirtschaftszweig, der sich mit Herstellung, Service und Vertrieb der Maschinen befasst. Zu den Produkten der Landtechnik gehören Traktoren, Erntemaschinen, Sä- und Düngetechnik, Boden-bearbeitungsmaschinen, Anbaugeräte und Zubehörteile, Forsttechnik und Maschinen der Hofinnenwirtschaft.

Die weltweite Landtechnikbranche erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von 91,0 Mrd. Euro. Nach einem nur leichten Rückgang 2014 sanken die Umsätze um etwa 10 % im Jahr 2015, primär durch sinkende Erzeugerpreise und hohe Investitionen in der Vergangenheit. Die vorangegangene Hochphase um das Jahr 2013 war geprägt von der Investitionsfreudigkeit der Landwirte durch Preissteigerungen für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Während die großen Technologiesprünge in den etablierten Märkten der Landtechnikbranche die Nachfrage nach Neumaschinen fördern, streben die Schwellen- und Entwicklungsländer immer noch nach einer Optimierung des Mechanisierungsgrades in der Landwirtschaft, um die Produktivität des Sektors zu steigern. Gemäß aktuellen Einschätzungen des VDMA werden für 2016 weitere Rückgänge in der Landtechnikindustrie erwartet.

 Der Umsatz der deutschen Landtechnikbranche lag Ende 2015 bei 7,2 Mrd. Euro und damit 6,3 % unter dem des Vorjahres. Trotz dieses Rückgangs ist die Branche innerhalb der EU führend. Laut VDMA rechnen die Vertreter der Branche nun mit einer Konsolidierung, vor allem in den etablierten Märkten Europas und Amerikas, während sich in einigen Schwellenländern weiterhin attraktive Expansionsmöglichkeiten er-geben. Unter anderem übernahm die Unterreiner Forstgeräte GmbH den französischen Landtechnikhersteller AMR SAS 2015. Im Dezember desselben Jahres übernahm Foton-Lovol (China) alle Anteile am italienischen Traktorenhersteller Goldini. Weitere Übernahmen fanden 2016 statt. Der US-Konzern AGCO erwarb alle Anteile an Cimbria Holdings Ltd., einem dänischen Hersteller von Maschinen für die Saatgut- und Getreideverarbeitung, von Silverfleet Capital und Im Februar 2016 schloss John Deere die Übernahme von Monosem, Europas Marktführer für Präzisionssämaschinen, ab.

Nahrungsmittelverarbeitung im Detail

Lebensmittelverarbeitung stellt ein unverzichtbares Bindeglied zwischen der Urproduktion und dem Verzehr des Lebensmittels dar. Produkte dieser Branche sind Maschinen und Anlagen für lebensmitteltechnische Verfahren wie z.B. Mischen, Zerkleinern, Schneiden, Hacken, Sieben, Filtern, Kühlen, Kneten, Granulieren, aber auch Füllen, Portionieren und Verpacken.

Die Produktion von Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen stieg 2015 laut VDMA in Deutschland um knapp 4 % auf 13,5 Mrd. Euro und wuchs somit im sechsten Jahr in Folge. Die Entwicklung der Branche ist deutlich besser als der Maschinenbau insgesamt, der 2015 mit einer schwarzen Null abschloss. Seit 2014 ist die Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinenindustrie der viertgrößte der insgesamt 34 Maschinenbaufachzweige.

Der Markt der Lebensmittel verarbeitenden Maschinen ist durch einen hohen Technisierungsgrad gekennzeichnet, in welchem vorhandene Produkte permanent zu verbessern bzw. neue, innovative Produkte auf den Markt zu bringen sind. Es zeigt sich der Trend zu automatisierten, hochkomplexen technischen Lösungen.

Die Produktqualität von Lebensmitteln gewinnt im Zuge eines bewussten und nachhaltigen Konsums zunehmend an Bedeutung bei der Kaufentscheidung der Konsumenten. Entsprechend hohes Wachstumspotential lässt der Nischenmarkt der Lebensmittelanalytik erkennen. In diesem herausfordernden Markt greifen die Hersteller auf innovative Technologien sowie spezialisierte Nischenprodukte zurück, um ihre Marktposition zu sichern.

Bizerba, namhafter Rundum-Anbieter von Lösungen für Wäge-, Schneide- und Auszeichnungstechnologie erwarb 2015 den französischen Hersteller von optischer Inspektionstechnologie für die Lebensmittelindustrie, Luceo SAS, sowie den etablierten österreichischen Etiketten-Spezialisten, die Helf Etiketten GmbH. Im Februar 2016 erweiterte Bizerba ihr Produktportfolio durch die Übernahme des italienischen Unternehmens Mac & Label, das auf Etiketten-Applikatoren für die Obst- und Gemüsebranche spezialisiert ist. Der Osnabrücker Knettechnik-Hersteller DIOSNA aus der französischen Breteche-Gruppe, die sich seit 2014 im Besitz von Equistone befindet, übernahm im Januar 2015 den Vorteigspezialisten und Backwarenhersteller Isernhäger.

Convenience Food im Detail

Kaum Freizeit, zu viele Aufgaben und wenig Zeit sowie Tagesabläufe ohne festgelegte Essenszeiten haben zur Folge, dass Convenience Food eine immer größere Bedeutung erlangt. Schnelle und einfache Gerichte sind daher weiter im Aufwärtstrend.

Die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, die mit einem Umsatz von knapp 170 Mrd. Euro und rund 570.000 Beschäftigten in knapp 6000 Betrieben der drittgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland ist, hat in den letzten vier Jahren Umsatzrückgänge erlitten. Auch 2016 werden weitere Umsatzrückgänge erwartet. Allerdings bietet die Convenience Food Branche Marktnischen, die zu Zeiten von generellen Umsatzeinbußen attraktive Investitionsmöglichkeiten bieten.

Convenience Food teilt sich in fünf Produktkategorien auf: küchenfertig, garfertig, anrührfertig, zubereitungsfertig sowie verzehrfertig. Beispiele für küchenfertige Produkte sind unzubereitetes Tiefkühlgemüse, Mischsalate, Fischfilet und Back-mischungen. Unter garfertig versteht man Produkte wie Nudeln, Schnitzel sowie Tiefkühl-Pommes. Anrührfertige Produkte sind Kartoffelpüreepulver oder Instant-Gerichte. Zubereitungsfertige Produkte sind die umsatzstärkste Kategorie des Convenience Food Marktes. Produktbeispiele sind Konserven, Tiefkühl-Fertiggerichte, Mikrowellengerichte sowie Tiefkühltorten. Verzehrfertige Produkte runden das Convenience Food Angebot ab. Beispiele sind Fischkonserven, Backwaren, Schokoriegel, Speiseeis sowie Joghurt.

In der Convenience Food Branche wurde gemäß Einschätzung von HCF rund 18 Mrd. Euro Umsatz 2014 in Deutschland erzielt, was rund 10 % des gesamten Nahrungsmittelmarktes entspricht, davon 13,3 Mrd. mit der Tiefkühlkost.

Die Nachfrage nach Produkten der Sparte „gekühlte Frische“ stieg im Jahr 2014. Gemäß GfK verfügten frische Convenience Produkte über einen Marktanteil von 42 % an den Fast Moving Consumer Goods (FMCG) im Jahr 2014, was einem Wachstum von 1 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Vor allem das Interesse des Lebensmittel-Einzelhandels an frischen Produkten steigt. Im Jahr 2014 wurden 1,77 Mrd. Euro mit gekühlten Convenience Produkten umgesetzt (Consumer Scan, GfK). Dies entspricht einem Wachstum von 20% seit 2010.

Trotz erster Konsolidierungserscheinungen ist der Convenience Food Markt mit vielen  mittelständischen Familienunternehmen immer noch stark fragmentiert.

Im März 2015 erwarb die Dr. August Oetker KG die Conditorei Coppenrath & Wiese GmbH & Co. KG, die zuletzt einen Jahresumsatz von rund 380 Mio. Euro erwirtschaftete. Durch den Erwerb des deutschen Marktführers tritt Dr. Oetker in den Markt tiefgekühlter Torten, Kuchen und Backwaren ein.

Im Juni desselben Jahres erwarb Nomad Holdings Limited alle Anteile an Iglo Foods Holdings Limited für 2,6 Mrd. Euro. Mit der Übernahme der Iglo Gruppe wächst Nomad Foods zu einer etablierten Größe im deutschen sowie europäischen fragmentierten Markt von Tiefkühlprodukten heran. Das Management von Nomad plant durch zusätzliche M&A-Aktivitäten eine Marktführung in weiteren Nischenmärkten der Industrie zu erreichen.

Die erste Jahreshälfte von 2016 war von einer steigenden Zahl an Transaktionen im Convenience Food Markt  geprägt: Unter anderem bildeten Nestlé und R&R Ice Cream, Teil des Portfolios des Private Equity-Fonds PAI Partners, den europäischen Speiseeis- sowie Tiefkühlkostspezialisten Froneri durch ein Joint Venture.

Die Bell AG, Schweizer Marktführer in der Herstellung von Fleischwaren, stärkte 2016 seine Position durch die Übernahme der Eisberg- sowie Huber-Gruppe, um auf weiteren Märkten in Deutschland und Österreich vertreten zu sein. Die Private-Equity-Gesellschaft Bencis Capital Partners B.V., Eigentümerin des belgischen Garnelenproduzenten Morubel N.V., übernimmt die gesamten Anteile an dem deutschen Fisch-Convenience-Food-Hersteller Ristic AG. Zusammen nehmen die Unternehmen eine führende Rolle im europäischen Markt für Tiefkühl-Garnelen ein.

Am 7. Juli 2016 gab das französische Lebensmittelunternehmen Danone  bekannt, dass es den Bioprodukte-Hersteller WhiteWave Foods für rund 11,3 Mrd. Euro übernimmt. Nach eigenen Angaben reagiert Danone hiermit auf das sich ändernde Konsumenten-verhalten und strebt an, eine Ernährungsrevolution voranzutreiben.

Fazit

Das Thema Gesundheit beeinflusst maßgeblich unsere Ernährung. Gemäß einer Studie von Nestlé wünscht sich ein Großteil der deutschen Bevölkerung gesunde und wertorientierte Lebensmittel für die Zukunft. Es wird zudem erwartet, dass weniger selber gekocht und zunehmend auf gesunde Fertiggerichte zurückgegriffen wird. Dieser Trend bietet vor allem für die gesunde und frische Convenience Food Sparte viel Wachstumspotential.

Der Markt für verarbeitete Lebensmittel in Bioqualität befindet sich in einer starken Expansionsphase. Das Wachstum des Marktes in Europa wird sehr positiv eingeschätzt. Für den deutschsprachigen Markt erwartet man ein prozentual fast zweistelliges Wachstum. In vielen dieser Gerichte verarbeiten die Hersteller zunehmend besonders gesunde „Superfoods“. Fertigprodukte und -gerichte ohne tierische Zutaten sind derzeit zunehmend gefragt. Oft werden diese Fertigprodukte „frei von“, also ohne bestimmte Zusatzstoffe, hergestellt. Andere Hersteller setzen auf regionale und saisonale Zutaten.

Die deutsche Convenience Food Branche zeichnet sich trotz der Existenz sehr großer internationaler Branchenunternehmen durch einen sehr hohen Anteil an mittelständischen Unternehmen aus. Die Top 4 Convenience Food Anbieter auf dem deutschen Markt, Nestlé, bofrost, eismann und FRoSTA, vereinen auf sich lediglich einen Marktanteil von rund 10 %. Dies zeigt, dass die Unternehmenskonzentration in der Convenience Food Branche bisher noch relativ gering ist. Dennoch zwingt der hohe Kostendruck immer mehr Unternehmen zu Fusionen, Akquisitionen und Unternehmensverkäufen, um Rationalisierungspotenziale und Synergieeffekte zu heben.

Aus M&A-Sicht ist Deutschland momentan ein wichtiger und attraktiver Markt, sowohl für internationale Strategen als auch für deutsche Beteiligungsgesellschaften.

Bei Ihren individuellen Fragestellungen stehen wir Ihnen gerne mit unserer langjährigen M&A-Erfahrung beratend zur Seite.

 

 

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